Samstag, 10. Dezember 2011

Wundmal

durchaus eine art nachklang der lektüre von didi-hubermans «venus öffnen». meine übersetzung von 2009 des gedichtes «the gladiator» (lord byron, 1788-1824) habe ich soeben im archiv wiedergefunden:

Ich sehe vor mir liegt der Kriegerkörper,
auf seinen Sklavenarmen lehnend – seine Sklavenstirn
bietet nicht mehr Stirn dem Tod, sondern überwindet Todesqual
und sein Haupt sinkt schlaff allmählich weg.
Aus seiner roten Seite entschwinden bald die letzten Tropfen.
Aus dem klaffenden Etwas fallen sie schwer, fallen nach und nach
wie die ersten Tropfen eines Sommergewitters auf dem Feld.
Schon entschwindet die Arena ihm – und er aus dem Lebenskreis
(noch vor Ausklang des Triumphes einer Siegerkreatur).

Hören konnte er, doch beachten nicht – denn seine Augen
waren mit seinem Herzen, und dies war sehr weit weg.
Es wiegt Nichts so schwer wie das Leben,
das man weder lässt noch gewinnt – kein Entschluss.
Auch wenn nur eine grobschlächtige Hütte an der Donau lag:
Dort waren seine Nachbarn, mit denen er spielte. Kindisch. Barbarisch.
Dort war seine Mutter, ganz Provinz – und er, ihr Herr, mit ihr
gewesen, geschlachtet für einen Urlaub in der Stadt.
All dies floss durch und aus ihm raus mit Blut –
Will er so enden? So ungerächt? Er verneint und ruft (fast zu sich selbst)
Erhebt euch, ihr Nomaden, überfliesst vor Zorn!

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